Heilige des Monats: Gertrud von Helfta, die Große und ihre Gefährtinnen
Ein Ortsteil von Eisleben, nach der Wende zur Lutherstadt Eisleben, Geburts- und Sterbeort Martin Luthers, im Land, wo die Menschen vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben...
Hier, im Ortsteil Helfta, hat sich ein kleines katholisches Wunder ereignet. Noch kurz vor der Wende sollten die Reste eines alten Klosters gesprengt werden. Ein Lehrer hatte sich dafür eingesetzt, dies zu verhindern. So konnte nach der Wende aus den Ruinen ein neues, lebendiges Kloster erstehen! Die Alt- Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Seligenthal in Landshut, Bayern, zog mit einigen Mitschwestern hierher in die religiöse Wüste, um eine blühende Oase zu schaffen.
Kloster Helfta, ein Ort mit großer geistlicher Tradition. Dieses Kloster wurde im Laufe der Geschichte nach Verwüstungen an einem anderen Ort neu errichtet. Die größte Blüte erlebte das Kloster im 13. Jahrhundert, am vorletzten Standort, unter der bedeutenden Äbtissin Gertrud von Hackeborn. Für sie war wissenschaftliches Denken wichtig für die Zukunft von Religion. So bildete sich in Helfta ein Theologinnenkreis und das Kloster wurde zur „Krone der deutschen Frauenklöster". Eingebettet in dieses geistige und geistliche Umfeld entwickelte sich ein Höhepunkt deutscher Mystik! Gleich drei große Mystikerinnen trafen hier zusammen. Die bekannteste war Gertrud von Helfta, die als einzige deutsche Heilige den Beinamen „die Große" erhalten hat. Schon mit fünf Jahren wurde sie als Schülerin in das Kloster gebracht. Später trat sie in den Orden ein. Sie erhielt eine umfassende theologische und humanwissenschaftliche Ausbildung. Sie wurde von einer „Grammatica", einer Buchgelehrten, zur „Theologia“, einer Gottesgelehrten. So übersetzte und kommentierte sie Teile der Bibel.
Nach einer mystischen Erfahrung am 27. Januar 1281, sie war gerade 25 Jahre alt, wurde sie zur Mystikerin. Zusammen mit ihren Mitschwestern Mechthild von Magdeburg und Mechthild von Hackeborn (die jüngere leibliche Schwester der Äbtissin) hatte sie großen, noch nicht vollständig erfassten, Einfluss auf die deutsche Mystik des 14. Jahrhundert namentlich Meister Eckharts und Johannes Taulers.
Mittelpunkt ihrer Mystik ist die Erfahrung der Liebe Gottes, die sich in der Menschwerdung unüberbietbar erweist und uns in der Erwiderung dieser Liebe Würde verleiht. Ihre innige Christusbeziehung führte sie zu einer besonderen Herz-Jesu-Verehrung. (vgl. den Artikel von Pfr. Nebel im Juni-Gemeindebrief) Als Frau spielt in ihrer mystischen Erfahrung auch das Bild der Braut Christi eine besondere Rolle.
Leider sind viele Aufzeichnungen bei der Verwüstung des Klosters durch Adelsstreitigkeiten und der darauf folgende Verlegung des Klosters an den heutigen Ort verloren gegangen. Überlieferte Werke Gertruds sind „Legatus divinae pietatis“ – Botschaft oder Botschafter der Güte Gottes, „Exercitia spiritualia“ – Geistliche Übungen
Worte der Hl. Gertrud
„Du bist der Quell, nach dem mein Geist dürstet. Du das Leben meiner Seele, du meines Herzens Jubel. Hätte ich Macht über jegliche Kreatur, sie alle und all die Prachtwerke deiner Hände vereinigte ich zum Lobe Deines Ruhmes.“
„Allzu große Nähe hindert manchmal, dass Freunde sich gegenseitig klar erkennen.“
„Ich kann auf Erden nichts finden, was mich erfreut, außer meinen Herrn.“
„Der Herr nimmt viel lieber den guten Willen eines aufrichtigen Herzens als große Werke ohne lautere Absicht.“
„Je mehr ein Mensch von anderen Menschen verlassen ist, desto mehr wird er durch göttliches Erbarmen getröstet.“
Update zum Heiligen des Monats September:
Neapel, 19. September 2023, 10:03 Uhr lässt Erzbischof Battaglia verkünden, dass sich das „Blut“ von San Gennaro verflüssigt hat. Ich war Augenzeuge!
Pfr. Matthias Ohlig
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